Konfetti macht soziale Netzwerke besser.

„Interview“ mit ZEITjUNG.de

Wir wurden vor kurzem von der ZEITjUNG zum Phänomen Konfetti befragt. Natürlich konnten in dem Artikel nicht alle unsere Antworten mit einfließen. Da wir euch das nicht vorenthalten wollen, hier noch einmal das vollständige „Interview“:

ZEITjUNG: Wer und was steckt hinter dem Projekt „Konfettifreunde“?

Wir: Hinter den Konfettifreunden steht ein fester Freundeskreis, der Lust auf ein kreatives Projekt hatte und dabei zufällig in einen Konfettiregen geraten ist. Der war so fruchtbar, dass daraus diverse Früchte wuchsen, die wir jetzt kontinuierlich ernten und weiterverbreiten. In erster Linie soll Konfetti in unsrem Blog nicht kommerziell beworben werden als Accessoire, das auf keiner Party fehlen darf. In den Beiträgen der ‚Konfettifreunde‘ geht es maßgeblich und zuallererst darum, kreative Gedankenverknüpfungen zu erstellen, die gerne auch mal ins Surreale abgleiten dürfen: Indem Konfetti Leerstellen besetzt (Konfetti macht XY besser), werden die bunten Schnipselchen vielmehr dazu instrumentalisiert, die Ernsthaftigkeit der Dinge zu unterwandern und dabei noch toll auszusehen.

ZEITjUNG: Woher stammt die Idee zum Projekt?

Wir: Vor zwei Jahren hatten wir den ersten Kontakt mit Konfetti, der uns niedergeprescht hat und – nach anfänglicher Ablehnung – erkannten wir das Potenzial, das im Konfetti steckt: Dass es mehr sein kann als ein Partygag.

ZEITjUNG: Konfetti ist irgendwann zum Hype und zugleich zur Metapher für das Leben heutiger junger Erwachsener geworden. Warum finden junge Erwachsene eurer Meinung nach Konfetti so super? Warum Konfetti und nicht Luftschlangen?

Wir: Wir denken, dass dieser Hype deutlich überschätzt wird, denn häufig wird die Begeisterung für Konfetti auf MC Fitti Fanboys oder Leute, die Herrn Guetta für der weltbesten DJ halten, reduziert. Wie schon anfänglich gesagt, erregt alles, das neu ist bzw. neu verstanden wird (wie Konfetti außerhalb der Siegesfeiern von US-Astronauten in den 60ern), erstmal Aufmerksamkeit.

Dass die Begeisterung für Konfetti ein gewisses Lifestyle-Potential hat, das zum gegenwärtigen Trend passt, der barfuß Raven im Wald und Blumenketten im Haar propagiert, ist klar. In gewisser Weise vielleicht eine Art Neo-Hippietum, das zumindest oberflächlich gesehen als Gegengewicht zum streng getakteten Alltag fungiert. Allein die physische Bewegung, in der die bunten Papierchen in die Luft geschleudert werden, unterstreichen diesen „Befreiungsschlag“. Dabei ist natürlich der ästhetische Genuss, der die Realität nun mal ein bisschen farbenfroher daherkommen lässt, nicht zu unterschätzen. Im Übrigen fördert das Konfetti als verbindendes Element die Kontaktaufnahme zwischen Fremden.

Achso, und Luftschlangen sind schwieriger zu werfen.

ZEITjUNG: Findet ihr also, die Faszination am Konfetti ist ein aktuelles Generationsphänomen? Schließlich sagt man der viel diskutierten Generation Y nach, auf der Suche nach Spaß und Abenteuer zu sein, aber dennoch  Angst vor der Zukunft zu haben und an ihrer Kindheit zu hängen. Passt Konfetti da ganz gut dazu?

Wir: JEDE Generation hat Angst vor der Zukunft. JEDER will gleichzeitig Spaß im Leben und JEDER erinnert sich im besten Fall gerne an seine Kindheit. Es ist doch so: Jeder sehnt sich von Zeit zu Zeit in der Schoß der Mama zurück, weil einen da der böse Alltag nicht einholt. Konfetti ist kein Generationsphänomen. Konfetti ist nun mal gerade mächtig im Trend und daher ein (Life-)Stylephänomen, dessen Wirksamkeit auf seiner optischen und haptischen Qualität beruht.

Dennoch glauben wir, die Faszination an Konfetti ist zeitlos, nur die Interpretation ist anders. Konfetti wird seit jeher für Karneval, Kindergeburtstage o.Ä. verwendet. Unsere Intention ist es, Konfetti aus diesen Kontexten herauszuheben, von diesen loszulösen und in ein anderes Umfeld zu verfrachten.

ZEITjUNG: Hat die wiederbelebte Freude am Konfetti vielleicht sogar etwas mit der heutigen Gesellschaft zu tun?

Wir: Jede Zeit hat ihr Medium, das mit einem jeweiligen Feierhabitus assoziiert wird. In den 90ern trug man Kuhfellstulpen und Netztops zur LoveParade, heute bewirft man sich auf Raves mit Konfetti und Glitzer. Wir sind der Meinung, dass man nicht alles gesellschaftskritisch interpretieren und damit überinterpretieren sollte. Es ist halt immer so mit Trends, die gesetzt werden: Einer kommt drauf, ein anderer machts nach und 2 Jahre später hat es auch das letzte Dorf der Republik erreicht. Dinge ändern sich, kommen und gehen, aber es heißt nicht gleich, dass man damit gezielt und einwandfrei sozio-psychologisch argumentieren sollte.

Natürlich kann dem Konfetti eine gewisse Wirkung zugeschrieben werden: Die Rückbesinnung auf die kindliche Ausgelassenheit, die dem gesellschaftlichen Zwang nach Seriösität und Reife entgegensteht. Eine Wirkung, die Konventionen sprengt, indem sie dem Individuum ermöglicht, sich mal nicht so ernst nehmen zu müssen, und sich stattdessen einfach mal „berieseln“ zu lassen.

ZEITjUNG: Und inwiefern macht Konfetti alles besser? Was macht Konfetti besser?

Wir: Naja, so gut wie alles. Dazu gibt es auf unserer Seite an die 50 Beiträge, Tendenz steigend.

Konfetti ist vielleicht gerade dazu geeignet, auf subtile Weise die Ernsthaftigkeit der Dinge zu unterwandern bzw. den Blickwinkel auf diese zu verändern. Dabei müssen allerdings Grenzen gewahrt werden. Konfetti macht weder Aids besser, noch würde jemand ernsthaft behaupten, „Konfetti macht die Jungs vonner Boko Haram besser“. In unsrem Blog besetzt Konfetti Leerstellen, die zu füllen man sich überhaupt nicht bewusst war, die einem dann aber doch noch ein Grinsen abluchsen.

ZEITjUNG: Welche Erwartungen stecken eurer Meinung nach also in einer Handvoll Konfetti? Aufmerksamkeit? Kontaktaufnahme mit potenziellen Partnern? Eine unerwartete Wendung des Abends?

Wir: Ein bißchen mehr Leichtigkeit und Unbeschwertheit und vor allem der Ausbruch aus dem Alltag. Was einem eine Hand Konfetti bringt, ist unserer Meinung nach sehr individuell. Stolz sind wir insbesondere auf unsere „Mach‘ dir einen schönen Tag“-Aktionen, bei denen Leute, die auf dem Weg zur Arbeit oder sonst wohin sind, eine Hand Konfetti an der Ampel mitnehmen können und sich die Antwort auf diese Frage ganz einfach selbst beantworten können.

Klar gibt es immer irgendwelche Aufmerksamkeitsdirnen, die glauben, Konfetti ersetzt ihren Elite-Partner-Account.

ZEITjUNG: Was sagt ihr zu Aussagen von Kritikern, dass Leute mit Konfetti im Club peinlich, nur auf Aufmerksamkeit aus und die Zeiten, in denen Konfetti mal cool war, sowieso vorbei sind?

Wir: Da wir selbst militante Gegner von Glitzer sind, können wir ablehnende Haltungen natürlich nachvollziehen. Auch Konfetti ist nicht jedermanns Sache und sollte daher nicht inflationär durch den Club geschleudert werden.

Na klar kann man sich darüber streiten, ob Leute das für sich machen, um andere zu erfreuen oder um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Uns ist das schlussendlich egal. Soll jeder machen wie er will. Wir sind ja nicht die Konfetti-Moral-Polizei.
Als überzeugte Konfettifreunde können wir der Aussage „die Zeit des Konfettis ist ‚rum“ natürlich nicht zustimmen.

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